Wie ihr sicher wisst, erhielten wir vom Veranstalter der Chemnitzer Frühlingsmesse die Möglichkeit, unsere Aktivitäten einem großen Publikum zu offerieren. Der Andrang und das Interesse an unserem Gemeinschaftsstand mit Plantastisch, Unser Knappteich, dem Bundesverband Aquaponik, Delphin-Projekte, Zietenaugust, Greenpeace Chemnitz, Saatgutgarten, SDB e.V. und Holzkombinat war unerwartet groß, so dass wir nur mit Mühe die Zeit fanden, die Messe auch mal aus der Perspektive eines Besuchers genießen zu können.
Die investierte Zeit für Planungstreffen und zum Bau der Exponate hat sich aber gelohnt. Viele Gespräche, vor allem mit Hobbygärtnern der älteren Generation, haben nämlich unser „Vorurteil“ bestätigt, dass die Stadtgärtnerei tendenziell auf dem Rückzug ist. Frei werdende Parzellen finden nur schwer neue Pächter und wenn, dann erfolgt eine Nutzung meist als Ersatz für die wegrationalisierte hausnahe Grünfläche. Mit anderen Worten: Kinderspielplatz und Grill dominieren den Kleingarten, statt Gemüsebeete und Beerenstauden. Naheliegend ist die Vermutung, dass der Platz am Wohnort zunehmend für die unvermeidlichen PKW benötigt wird, so dass dort grüne Freiräume kaum eine Chance haben. Einen anderen Aspekt der zeitgenössischen Kleingartennutzung hat ebenfalls ganz klar ein Besucher an unserem Stand auf den Punkt gebracht: „Warum soll ich mir die Mühe machen, einen Apfelbaum zu pflanzen, zu pflegen und abzuernten, wenn ich hochwertiges Obst ganz bequem und preiswert im nächsten Supermarkt kaufen kann?“. Die Antwort auf diese Frage ist für die meisten Menschen leider nicht einleuchtend und falls doch, verfällt der Fragensteller danach oft in eine resignierte Abwehrhaltung.
Noch aus einem anderen Grund hat sich die Teilnahme an dieser Messe für uns gelohnt. Wir wissen jetzt, dass es auch hier in Chemnitz viele kleine lokale Gruppen gibt, die sich aus verschiedenen Gründen für mehr Nachhaltigkeit in Chemnitz engagieren und dass wir verstärkt kooperieren sollten.
Etwas enttäuscht waren wir von der Reaktion auf einen unserer Vorträge, die wir auf der Messe gehalten hatten. Uns wurde mal wieder bewusst, wie weit wir mit unseren Vorstellungen von einer zukunftstauglichen Nahrungsmittelproduktion oder wenigstens einer lebenswerten Stadt von der Mehrheitsmeinung entfernt zu sein scheinen. Der Moderator auf dem Podium konnte sich z.B. nicht vorstellen, wie in einer verschmutzten Stadt mit kontaminierten Böden, wohnortnah Kartoffeln produziert werden sollen. Wer Dokumentarfilme wie „Tomorrow“ oder „Zukunft pflanzen“ gesehen hat, wird diese Einfalt bedauern. Aber das ist die Situation liebe Freunde: Das Sein bestimmt das Bewusstsein.
Die Morgenpost berichtete in einem etwas verstecktem Absatz mit Bild über uns: Mopo-Artikel